Komplexe Anforderungen
Für die Zeiten des Wandels sieht sich FES gut gerüstet. Dabei brachte der Berichtszeitraum bereits einige besondere Herausforderungen mit sich, mit denen die Anpassungsfähigkeit des Unternehmens auf den Prüfstand gestellt wurde. Mit positivem Ausgang, sodass der Blick in die Zukunft ein optimistischer sein darf – für die Stadt ebenso wie für das Unternehmen.
Positionierung
Die Zukunft im Blick: die Positionierung
Die FES-Gruppe hat in der Region eine führende Marktposition. Damit das so bleibt, müssen die richtigen Voraussetzungen geschaffen werden.
Die Abfallwirtschaft zählt zu den attraktiven Zukunftsmärkten, nicht zuletzt seit der 2021 verabschiedeten „Nationalen Kreislaufwirtschaftsstrategie“. Zugleich erfordern Krisen (im Berichtszeitraum vor allem die Corona-Pandemie mit ihren vielfältigen Folgen) ein hohes Maß an Schnelligkeit und Anpassungsfähigkeit. Mit einer nachhaltigen und zunehmend digitalen Ausrichtung ist FES hier im Vorteil.
Diese Entwicklungen waren im Berichtszeitraum besonders wichtig:
Erhalt von Arbeitsplätzen in der Region
Nach dem abgeschlossenen Vergabeverfahren der Stadt Frankfurt am Main kann die seit 1996 erfolgreiche öffentlich-private Partnerschaft von FES und REMONDIS in Sachen Abfallwirtschaft und Stadtreinigung in Frankfurt fortgesetzt werden. Die neuen Leistungsverträge haben eine Laufzeit von 20 Jahren ab dem 01.01.2021. Damit wurde ein maßgeblicher Teil der Beschäftigung der Gesellschaft langfristig gesichert.
Weitere Schritte zur digitalen Transformation
Digitale Innovationen sorgen zum einen für neue Daten und darauf aufbauende Erkenntnisse (zum Beispiel im Winterdienst oder bei der Entsorgung), sie verbessern aber auch den Kundenservice und die Kommunikation (siehe FES-KundenPlus oder FES Service App). Beides trägt dazu bei, dass Leistungen auf Dauer wirtschaftlicher und schneller werden, Kundenbedürfnisse optimal beantwortet werden. Das sind wichtige Gründe, um diesen Weg konsequent weiter zu beschreiten.
Sauberkeit in der Stadt immer wieder neu gewährleisten
Die Herausforderungen im urbanen Raum verändern sich stetig. Gute Beispiele dafür sind das erhöhte Aufkommen von Lebensmittelverpackungen in der Stadt während der Corona-Pandemie oder die Zunahme von wilden Ablagerungen. Hier gilt es, mit angepassten Maßnahmen schnell zu reagieren, etwa mit dem flexibel einsetzbaren Reinigungsteam #cleanffm EXPRESS, der neuen Möglichkeit für digitale Beauftragungen und mehr größeren Abfallbehältern.
Energieerzeugung aus regenerativen Quellen
Die Energiekrise zeigt, welche Bedeutung nachhaltige und unabhängige Energieerzeugung hat. FES gelingt es der Bilanz nach, den eigenen Energieverbrauch aus nachhaltigen Quellen selbst zu decken. Darüber hinaus tragen die Bereitstellung von Sekundärrohstoffen aus dem Abfallstrom, die Produktion von Strom und Wärme bei der thermischen Abfallbehandlung und die energetische Nutzung von Biomasse zum Klimaschutz und zur Schonung von natürlichen Ressourcen bei.
Gewinnung neuer Fachkräfte
Wo die Zahl der Fachkräfte zurückgeht, müssen Unternehmen ihre Anstrengungen verstärken, um ausreichend Personal vorhalten zu können. FES beschreitet hier neben den attraktiven Ausbildungsangeboten auch immer wieder neue Wege, zum Beispiel durch eine verkürzte interne Qualifikation oder die Teilnahme an Projekten zur Integration von gering Qualifizierten oder Geflüchteten in den Arbeitsmarkt. Die Bemühungen um neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden auch in Zukunft eine hohe Priorität haben.
Rohstoffstatistik – von der FES-Gruppe gesammelte und verarbeiteten Abfälle (in Tonnen)
2020 | 2021 | |
Gesamtmenge der von der FES-Gruppe verarbeiteten Abfälle | 1.029.068 | 1.183.854 |
Abfälle zur Beseitigung (RMA*) | 352.664 | 348.822 |
Abfälle zur Verwertung (Auswahl): | ||
Papier/Pappe | 206.769 | 217.710 |
Glas | 16.520 | 16.225 |
Leichtverpackungen | 15.804 | 16.008 |
Kunstoffe (ohne Leichtverpackungen) | 1.836 | 1.565 |
Sperrmüll | 34.047 | 31.040 |
Grünabfälle, Biomüll, Speisereste | 78.198 | 80.601 |
Elektroschrott | 3.246 | 2.704 |
Holz (alle Sorten) | 17.961 | 17.034 |
Schrott/Metall | 21.255 | 19.105 |
Bauabfälle | 28.664 | 19.631 |
Straßenkehricht | 13.596 | 14.344 |
Sonderabfälle/Schadstoffe | 1.037 | 1.212 |
Gewerbliche Abfälle | 71.662 | 60.108 |
* Rhein-Main Abfall GmbH (Entsorgungsgemeinschaft der Städte Frankfurt, Offenbach und Maintal sowie der Landkreise Offenbach, Main-Taunus und Hochtaunus)
Urbane Herausforderungen
Trends in der Stadt – urbane Herausforderungen
Trotz zwischenzeitlicher Stagnation bleibt die Tendenz: Die Region Rhein-Main wächst. Viele Menschen sorgen für große Aufgaben – zumal, wenn eine Pandemie vieles verändert.
Neue Straßenreinigungsrouten, eine angepasste Hausmülllogistik – wenn die Stadt wächst, muss FES schnell und reibungslos reagieren. Zwar gab es in den Jahren 2020/21 einen Seitwärtstrend bei der Bevölkerungsentwicklung der Stadt Frankfurt. Doch durch Flüchtlingsbewegungen verändern sich die Zahlen schnell, weiteres Wachstum ist zu erwarten. Auch andere Einflüsse erfordern große Flexibilität – die COVID-19-Pandemie ist hierfür ein eindrückliches Beispiel.
Andere Umstände, anderes Verhalten: der Einfluss der Pandemie
In den Pandemiejahren 2020/21 hat sich das Leben vieler Menschen grundlegend geändert. Arbeiten und Leben spielten sich überwiegend zu Hause ab, dementsprechend fielen hier auch mehr Abfälle an als üblich. Insgesamt stieg die Menge der Haushaltsabfälle 2020 nach einem viele Jahre lang anhaltenden Abwärtstrend wieder an.
Die Veränderungen im Detail:
- Altpapier: mehr Volumen, weniger Gewicht
Zwei Trends setzten sich auch in den Pandemiejahren 2020/21 fort bzw. verstärkten sich deutlich. Während schwere Druckerzeugnisse wie Kataloge und Prospekte rückläufig sind, nahm die Menge der Kartonagen durch Onlineshopping deutlich zu. Das führte zu einem Bedarf an zusätzlichen Behältern, ohne dass das Gewicht des Wertstoffs Papier gesteigert werden konnte, es nahm im Gegenteil ab. - Sperrmüll und Altholz: Entrümpeln sorgt für Abfall
Die Wertstoffhöfe spürten es deutlich – in der Pandemie wurde ausgemistet und umgestaltet. Deutlich mehr Bürgerinnen und Bürger nutzten den Kofferraumservice. Ebenso haben sich auch die Zahlen der Sperrmüll- und Altholzmengen erhöht. - Altglas und Bioabfall: Zu Hause essen macht den Unterschied
Eine leichte Zunahme bei den Altglasmengen und eine deutliche beim Bioabfall erklären sich durch die zu Hause gekochten und servierten Mahlzeiten (statt Kantine und Gastronomie). In Sachen Bioabfall spielt sicher auch das vermehrte Gärtnern während der Pandemie eine Rolle. - Leichtverpackungen: Take-away hinterlässt Spuren
Ein starker Anstieg von Leichtverpackungen lässt auf ein geändertes Konsumverhalten schließen. Umverpackungen und Transportverpackungen von Lebensmitteln sorgen dafür.
Auch außerhalb des häuslichen Bereichs sind die Abfallmengen angestiegen: In öffentlichen Papierkörben konnte ein Anstieg von 4 Gewichtsprozent verzeichnet werden, der auf voluminöse leichte Verpackungen (Essen und Trinken im Freien) zurückzuführen ist – die Papierkörbe also schnell füllte. Damit verbunden war und ist auch eine stärkere Verschmutzung durch „wilde“ Entsorgung von Verpackungen im öffentlichen Raum. Ein Trend, dem FES mit häufigeren Intervallen bei Leerung und Reinigung sowie Konzepten zur Wiederverwendung wie dem #MainBecher begegnet.
Abfalldaten pro Person in Frankfurt (in kg)
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | |
Abfälle zur Beseitigung (Restmüll)* | 214,44 | 211,24 | 206,57 | 209,98 | 206,67 |
Abfälle zur Verwertung | 172,18 | 164,24 | 164,34 | 171,18 | 170,54 |
Altpapier | 54,61 | 51,37 | 49,18 | 47,54 | 46,61 |
Glas | 18,55 | 18,30 | 18,22 | 19,65 | 19,24 |
Leichtverpackungen | 18,58 | 18,49 | 18,39 | 19,13 | 19,42 |
Sperrmüll (inkl. Altholz) | 33,76 | 33,77 | 33,80 | 37,38 | 35,37 |
Grünabfälle und Bioabfall | 42,06 | 38,06 | 40,65 | 43,20 | 46,34 |
Elektroschrott | 4,59 | 4,24 | 4,10 | 4,28 | 3,56 |
Gesamt** | 390,81 | 375,47 | 370,91 | 381,17 | 377,21 |
* ohne Kanalisationsrückstände
** wie aufgeführt (ohne Straßenkehricht, Metall, Schadstoffe, Textilien)
Bevölkerung Frankfurts
in Frankfurt gemeldete Menschen
Datenquelle: Bürgeramt, Statistik und Wahlen
Frankfurt: Anzahl bedienter Abfallbehälter (Umleerbehälter)
Zertifizierungen und Mitgliedschaften
Nachprüfbar nachhaltig – die Zertifizierungen
Klimaschutz als Programm: die ÖKOPROFIT-Zertifikate
Im Netzwerk ÖKOPROFIT verpflichten sich Unternehmen zur Schonung von wertvollen Ressourcen. Dabei werden für jeden Projektzeitraum neue Maßnahmen geplant, um eine Weiterentwicklung voranzutreiben. Seit 2009 gehört FES dem ÖKOPROFIT-Klub Frankfurt am Main an (im Jahr 2020 umbenannt in ÖKOPROFIT-Klub Rhein-Main) und arbeitet jedes Jahr daran, die zuvor festgelegten Ziele für den Standort Weidenbornstraße zu erfüllen. Auch in den Jahren 2020 und 2021 konnte FES so die entsprechenden Umweltzertifikate erlangen. Dafür wurde unter anderem im Jahr 2021 eine hochmoderne Leittechnik für die Wärmeversorgung installiert. Für den Zertifizierungszeitraum 2022 ist der weitere Ausbau der E-Ladesäulen geplant.
Streng und umfassend: das Energie-Audit
Hinter der Norm DIN EN 16247-1 verbirgt sich ein Energie-Audit, das eine beständige Optimierung über alle Standorte der FES-Gruppe hinweg verlangt.
Die Fortschritte zur Stromerzeugung mit regenerativen Energien werden dabei mit nachprüfbaren Daten dokumentiert und spätestens alle 4 Jahre als Bericht vorgelegt. Darüber hinaus ist mit Vor-Ort-Besuchen von Auditoren zu rechnen, denen die erfassten Informationen und Daten der energieverbrauchenden Systeme, Prozesse und Einrichtungen zur Prüfung vorgelegt werden müssen. Um den Energieeinsatz zu evaluieren, muss der Energieauditor nach Sichtung der Dokumentationen die zu prüfenden Objekte begehen. Besuche, die FES nicht fürchten muss – es wird regelmäßig eine korrekte Dokumentation bescheinigt.
Austausch und Unterstützung: die Mitgliedschaften
Die Unternehmen der FES-Gruppe verstehen sich als Teil der Gemeinschaft von Unternehmen im Rhein-Main-Gebiet und in der Branche. Daher pflegen sie ihre Pflichtmitgliedschaften wie zum Beispiel in der Industrie- und Handelskammer und der hessischen Unfallkasse, sind aber auch in Fachverbänden wie dem Verband kommunaler Unternehmen e. V. (VKU) und der Entsorgergemeinschaft der Deutschen Entsorgungswirtschaft e. V. (EdDE) freiwillig engagiert. Darüber hinaus gibt es Mitgliedschaften der einzelnen Tochterunternehmen, wie im Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung e.V. (bvse) bei der Trapp Handels GmbH und im Verband Humus und Erdwirtschaft e.V. bei der RMB GmbH. Letztere ist darüber hinaus Mitglied der BGK (Bundesgütegemeinschaft Kompost e. V.). Zudem engagiert sich FES als Gesellschafter des MHKW Frankfurt bei ITAD, dem Verband der Betreiber und Eigentümer der Thermischen Abfallbehandlungsanlagen.
Neue Chancen durch Biokraftstoffe: das Zertifikat nach REDcert-EU
Die Verwendung von als nachhaltig zertifiziertem Biomethan als Biokraftstoff reduziert den Treibhausgasausstoß und ist deshalb eine klimaschonende Alternative zu fossilen Kraftstoffen. Bei der Verwertung von Bioabfällen in der Bioabfallbehandlungsanlage von RMB entsteht wertvolles Biomethan, das in Zukunft wachsende Bedeutung haben wird.
Wer in der EU nachhaltigen Biokraftstoff herstellen oder vertreiben will, muss sich zertifizieren lassen. Ein von der EU und der Bundesrepublik Deutschland anerkanntes Zertifizierungssystem ist REDcert. Im Dezember 2019 erhielt RMB erstmalig das Zertifikat nach REDcert-EU, 2020 und 2021 erfolgten die Rezertifizierungen für RMB sowie eine Zertifizierung für FES als Bestandteil der Lieferkette.