Entsorgung in der Großstadt
Bioabfall ist vermutlich nicht die erste Abfallfraktion, die einem beim Thema Entsorgung in der Großstadt in den Sinn kommt. Denn vielen Menschen ist nicht bewusst, wie wertvoll diese Ressource zur Energieerzeugung ist. FES möchte das Bewusstsein für dieses Potenzial weiter schärfen. Auch für anderen Abfall gilt: Die Entsorgung muss möglichst einfach und praktisch sein, um Bürgerinnen und Bürger dafür zu gewinnen.
Bioabfall
Potenziale nutzen – mehr Bewusstsein für die Biotonne
Die Biotonne wird in Frankfurt gern genutzt – aber nicht von allen. Das soll sich ändern. FES tut einiges dafür.
Aus Bioabfall lassen sich wertvolle Ressourcen gewinnen. In Frankfurt werden bei der FES-Tochter RMB Rhein-Main Biokompost GmbH nicht nur große Mengen Kompost erzeugt. Hinzu kommen Flüssigdünger und Energie in Form von Biomethan, Strom und Wärme.
Wie wertvoll der eigene Bioabfall ist, das ist nicht allen Frankfurter Bürgerinnen und Bürgern bewusst. Nur so lässt es sich erklären, dass noch immer schätzungsweise 60.000 Tonnen organische Stoffe pro Jahr im Restmüll statt in der Biotonne landen. Eine beachtliche Menge, mit der man beispielsweise 7.100 Frankfurter Haushalte ein Jahr lang mit Energie versorgen könnte. Doch nicht nur fehlendes Wissen führt zum achtlosen Umgang mit Kartoffelschale und Co. Auch die mögliche Geruchsbildung in den Sommermonaten lässt manche Menschen einen Bogen um die Tonne mit dem braunen Deckel machen. Beiden Herausforderungen begegnet FES mit passenden Maßnahmen.
Das Pilotprojekt: Bringt eine wöchentliche Leerung Verbesserung?
Im Auftrag des Umweltamts der Stadt Frankfurt am Main führte FES in den Jahren 2020 und 2021 einen Modellversuch durch. Er ergänzte bereits frühere Pilotprojekte der Jahre 2017 und 2019. Dabei wurden die Leerungsintervalle in ausgewählten Testgebieten* in den warmen Monaten April bis Oktober verkürzt. Das Ziel: Mit der wöchentlichen Leerung kommt es zu weniger Geruchsbildung, was die Akzeptanz der Biotonne verbessern kann. Die Corona-Pandemie und das damit veränderte Verhalten der Bürgerinnen und Bürger hatten in den Jahren 2020 und 2021 Auswirkungen auf das Abfallaufkommen, sodass keine belastungsfähigen Aussagen zu den Auswirkungen der wöchentlichen Leerung der Biotonnen auf die erfasste Bioabfallmenge gemacht werden können. Die Entwicklung der Sammelmengen im Testzeitraum ist jedoch grundsätzlich positiv zu werten.
* Sammelgebiete: Harheim, Frankfurter Berg, Eckenheim, Ginnheim, Dornbusch, Westend-Nord, Schwanheim, Sindlingen, Zeilsheim und Teile von Griesheim
Aufklärung und Image-Offensive: die Kampagne
Parallel zum Pilotprojekt setzte FES seine bereits 2019 gestartete Aufklärungskampagne zum Thema Biotonne fort. Hierbei war nicht nur wichtig, zur Benutzung der Biotonne zu motivieren, sondern auch darüber zu informieren, was nicht hineindarf. Fehleinwürfe durch Biokunststoffe (z. B. Tüten aus Maisstärke) oder Straßenkehricht können die Verwertung des Abfalls stören und Schäden an der Bioabfallbehandlungsanlage anrichten – auch das ist noch nicht ausreichend bekannt. Die Kampagne umfasst Online- und Offline-Medien und arbeitet mit einer Mischung aus interessanten Fakten rund um die Verwertung des Grünabfalls, motivierenden „Call-to-action“-Elementen und humorvollen Ideen. So wurde – neben Anzeigen, Fahrzeug- und Onlinewerbung, Flyern in den Testgebieten und redaktioneller Begleitung (u. a. über die Themenseite Externer Link zu fes-bio.de) – auch eine Guerilla-Aktion mit charmanten Briefen gestartet, bei der die Biotonne selbst als Absender erscheint. All das dient dazu, den Wert des Bioabfalls in das Bewusstsein der Bürgerinnen und Bürger und damit die Biotonne in ihren Alltag zu holen.
Service für Gartenfreunde: die Grünschnittsammlung
Bei der Gartenpflege fallen in der Regel zweimal im Jahr besonders große Mengen Grün- und Gehölzschnitt an. Je nach Art werden vor oder nach dem Winter Sträucher und Bäume üblicherweise zurückgeschnitten. Die Biotonne allein kann die anfallenden Mengen dann in der Regel nicht mehr fassen. Der neue Leistungsvertrag mit der Stadt Frankfurt am Main (gültig seit dem 01.01.2021) sieht zwei Mal jährlich eine Grün-/Gehölzschnittsammlung vor. Diese erfolgt ähnlich wie bei der Sperrmüllsammlung auf Abruf, und das über einen Zeitraum von drei Wochen – nacheinander in allen Frankfurter Stadtteilen. Die erstmalig im Jahr 2021 durchgeführte (Zusatz-)Sammlung wird künftig jedes Jahr im Februar/März und im Oktober/November angeboten.
Zeitgemäße Entsorgung
Zeitgemäße Entsorgung – neue Wege für effektives Recycling
Anlieferung im neuen Wertstoffhof West: mehr, komfortabler, länger
Wertstoffhöfe sind über das gesamte Frankfurter Stadtgebiet verteilt und bieten Bürgerinnen und Bürgern die Möglichkeit, auf möglichst kurzen Wegen die unterschiedlichsten Abfälle zu entsorgen. 2021 wurde in der Palleskestraße in Frankfurt-Höchst ein neuer und zeitgemäßer Wertstoffhof eröffnet. Er ersetzt die alte Abgabestelle für die Selbstanlieferung von Sperrmüll und Wertstoffen in der nahen Breuerwiesenstraße und bietet deutlich erweiterte Entsorgungsmöglichkeiten. So können nun auch Bauschutt und Baumischabfälle, Altreifen, Altholz sowie Akten und Festplatten/CDs zur Vernichtung gegen geringe Gebühren abgegeben werden. Zudem können Gartenfreunde hier Komposterden, Rindenmulch oder Holzhackschnitzel erwerben. Ein Angebotspaket, das von den Bürgerinnen und Bürgern sehr gut angenommen wird. Es wurde Anfang 2022 durch eine stationäre Sammelstelle für Schadstoffe erweitert.
Die Nutzerfreundlichkeit der Wertstoffhöfe steht bei alledem im Vordergrund. So wurden die Öffnungszeiten der großen Wertstoffhöfe (Nord und West) ganzjährig erweitert (Montag bis Samstag 8–17 Uhr). Die kürzeren Winteröffnungszeiten entfallen damit.
Allzeit bereit: der 24/7-Wertstoffhof
Zusätzlich zum neuen Wertstoffhof West startete FES ein Pilotprojekt mit einer Wertstoffinsel für Grünschnitt auf dem Gelände einer Kleingartenanlage in Höchst. Die Vorteile: Hier kann einfach zu Fuß angeliefert werden. Außerdem erlaubt der Presscontainer eine Nutzung rund um die Uhr. Bedingung dafür ist eine Online-Voranmeldung – der Container lässt sich dann mithilfe eines QR-Codes öffnen. Bei positiver Bewertung durch das Umweltamt Frankfurt am Main soll die Testphase ausgeweitet werden, um ein Angebot rund um die Uhr zu schaffen. Ein weiterer Baustein, um Bürgerinnen und Bürgern mehr Flexibilität bei der Entsorgung zu ermöglichen und wilde Ablagerungen zu verringern.
Re-Use durch reYOUrs: Wiederverwertung von elektronischen Altgeräten
Viele Elektrogeräte, die auf den Wertstoffhöfen landen, sind voll funktionstüchtig oder können durch sachkundige Reparatur wiederhergestellt werden. Zugleich liegt Secondhand im Trend – immer mehr Menschen schätzen den Wert von Dingen aus zweiter Hand. So können wertvolle Ressourcen geschont werden, gerade im Bereich der Elektrogeräte ein wichtiger Beitrag zum Klimaschutz. Auf dem FES-Wertstoffhof Ost in Bornheim setzt FES in Zusammenarbeit mit dem gemeinnützigen Partner GWR Wertstofflotsen ein. Eine nachhaltige Maßnahme im doppelten Sinn, denn diese Stellen sind eine Integrationsmaßnahme von Arbeitssuchenden in den Arbeitsmarkt. Wertstofflotsen sichten im Rahmen des Kofferraumservices funktionsfähige und gut erhaltene Elektro-Altgeräte und bitten die Bürgerinnen und Bürger, sie zu spenden, statt zu entsorgen. Die geprüften und gegebenenfalls reparierten Geräte können dann über das Secondhand-Warenhaus Neufundland verkauft werden.
Eine zusätzliche zeitgemäße Möglichkeit, Secondhand-Elektrogeräte zu erwerben, soll künftig der Externer Link zu Onlineshop „reYOUrs“ werden. Das Shop-Portal wurde im Berichtszeitraum bereits aufgebaut. Der Abholservice EASI für große Geräte, den GWR, FES und die Stadt Frankfurt am Main gemeinsam ins Leben gerufen haben, soll das Angebot abrunden. Zudem startete FES einen Test mit dem ebay-Shop „Frankfurt Re-Use“, der auch nicht funktionsfähige Vintage-Geräte „für Bastler“ anbietet. Denn auch diese Geräte kommen so wieder in den Kreislauf und finden oft noch Liebhaber oder dienen als Ersatzteilspender. Das Ziel von beiden Shops ist dasselbe: Vermeidung von Elektroschrott und Wiederverwendung elektronischer Altgeräte.
Sortieren und optimal verwerten: die Holz- und Sperrmüllaufbereitungsanlage
Bei der Sperrmüllsammlung und der Annahme von verschiedenen Abfällen auf den Wertstoffhöfen werden alle Wertstoffe in einem ersten Schritt sorgfältig vorgetrennt. Denn Altholz und Sperrmüll beinhalten viele Materialfraktionen, die sich entweder stofflich oder energetisch nutzen lassen. Dabei ist der Bedarf für die Sortierung und Aufbereitung von Sperrmüll in den letzten Jahren gestiegen. Im Jahr 2019 wurde deshalb die Altholzaufbereitungsanlage neu konzipiert und zu einer Holz- und Sperrmüllaufbereitungsanlage erweitert. Hier kann nun ein zweiter Schritt der Trennung erfolgen. So werden seit 2020 heizwertarme und heizwertreiche Fraktionen getrennt, Metalle und andere Wertstoffe heraussortiert. Die aufbereiteten Fraktionen lassen sich dann jeweils den Anlagen zuführen, die sie am Ende am besten verwerten können, die stoffliche Ausbeute wird so verbessert. 2021 wurde die Anlage durch einen Umbau des Schredders optimiert. Sie hat heute eine Kapazität von 40.000 Tonnen jährlich.